Exklusiver Börsenausblick Mai 2013: Was macht der Markt?
Diese Frage ist wohl diejenige, welche uns von Anlegern am häufigsten gestellt wird. Gemeint ist natürlich, was der DAX (Dow oder irgendein anderer Index) machen wird. Jedoch liegt des Rätsels Lösung in der Gegenwart. Und wie sich der Index verhalten wird, hängt selbstverständlich von der Summe seiner Komponenten ab, also den Kursbewegungen der einzelnen Aktien. Damit begeben wir uns auf das Terrain der Technischen Aktienanalyse. Ihr Ausgangspunkt ist, dass die Börse eine Auktion ist. „What you are seeing is an auction market in action.“, lautet der erste Satz, den der Besucher der New York Stock Exchange (NYSE) bei der Führung hört.
Bei einer Auktion entscheiden Angebot und Nachfrage über den Preis. Im Gegensatz hierzu bilden die verschiedenen Spielarten der Fundamentalanalyse lediglich Hypothesen über das zukünftige Kauf- und Verkaufsverhalten der Marktteilnehmer. Naturgemäß weisen sie alle mehr oder weniger große Erklärungsdefizite auf. Manchmal weigern sie sich auch die Börsenrealität anzuerkennen. Aktien sind dann entweder „überbewertet“ oder „zu billig“. Die Vertreter dieser Denkschule setzen dann darauf, dass der Markt irgendwann zur „richtigen“ Einsicht kommt und die Papiere doch noch korrekt bewertet. Oder man unterstellt, dass die Kurse nicht vorhersehbar sind, und daher zufallsverteilt sind (Moderne Portfoliotheorie; Random Walk These). Man beschäftigt sich dann nicht mit der Kursprognose, sondern mit der optimalen Portfoliokonstruktion.
„Was macht der Markt?“ Die Technische Analyse beschreibt zunächst in Form von Kursgraphiken, was objektiv an der Börse passiert ist. Im nächsten Schritt systematisiert sie diese Betrachtungen mit Indikatoren. Diese sind zunächst nichts anderes als summarische Betrachtungen des Kurs-/Umsatzverhaltens einzelner Aktien. Wie viele zum Beispiel sind an einem Tag gestiegen oder gefallen? Wie viele haben neue Jahreshöchst- oder Jahrestiefstkurse gemacht? Waren die Handelsumsätze, das Anlegerinteresse, hoch oder niedrig? Diese Zustandsbeschreibung lässt in der Regel systematische Bewegungen in die eine oder andere Richtung erkennen (Trends). Weist die überwiegende Mehrzahl der Titel Aufwärts- oder Abwärtstrends auf, dann ist der Index repräsentativ und aussagefähig. An zyklischen Wendepunkten ist diese Voraussetzung jedoch meist nicht gegeben.
Die Graphik zeigt unseren gleichgewichteten deutschen Aktienindex und darunter die kumulative Differenz zwischen gestiegenen und gefallenen Aktien (Advance/Decline Line; ADL). In einem intakten Bullen Markt wird der Index von einer steigenden ADL begleitet, weil die Mehrzahl der Aktien steigt. Wird ein Indexhoch von einer rückläufigen Zahl steigender Aktien begleitet, deutet sich oftmals ein Top an (s. linker Pfeil). Und genau dies ist ähnlich dem Jahr 2011 auch heute der Fall. Die Luft wird dünner und an der Fassade des Aufwärtstrends des Index sind die ersten Risse sichtbar. Und so passt das Muster der ADL viel besser zum Verlauf der Auftragseingänge, des IFO-Index und der Einkaufsmanager-Indizes. Letztere haben im April durchweg enttäuscht. Die Gesamtheit der Aktien (NICHT der Index) ist eben doch ein gutes Konjunkturbarometer.
„Was macht der Markt?“ Diese Frage stellen wir uns täglich. Die Antwort darauf, wann der DAX welche Kursmarke erreichen wird, fällt uns schwer. Sie wäre ohnehin rein spekulativ. Andererseits fällt uns die Antwort auf die Frage, welche Aktien ich jetzt kaufen, halten oder verkaufen soll, leicht. Die Anzahl aussichtsreicher Titel bestimmt dabei automatisch auch den Investitionsgrad… und diese Zahl sinkt aktuell!
Abschließend erlauben Sie uns noch kurz auf die sehr erfreuliche Entwicklung unseres Fonds seit November 2012 hinzuweisen.